EdiMotion23. – 26. Oktober 2020

Kurzfilm

THE EDIT SPACE FÖRDERPREIS SCHNITT

Der Nachwuchspreis für Editor*innen als zentraler Bestandteil von Edimotion wurde 2019 bereits zum vierzehnten Mal verliehen. Der mit 2.500 € dotierte Preis prämiert die beste Montage eines Kurzfilms. Seit 2011 können sich auch Editor*innen aus Österreich und der Schweiz bewerben.

Preisträgerin 2020

Der The Edit Space Förderpreis Schnitt geht 2020 an Sianne Gevatter für ihre Arbeit an Nacht Ueber Kepler 452b.

Die Jurybegründung: „Aus einer Vielschichtigkeit von Ton- und Bildfragmenten montiert Sianne Gevatter eine Nacht im Fluss. Sie kreiert ein Figuren-Kaleidoskop, das eine kalte Realität in eine surreale und poetische Form bringt. Die Protagonist*innen behalten ihre Würde und bekommen den Raum, den sie brauchen und der es erlaubt, die Zuschauer emotional zu berühren. Empathisch und assoziativ komponiert die Montage das Material zu einem nächtlichen Rausch.“

Menschen als Menschen zeigen
Ein Interview mit der Preisträgerin

„Nacht ueber Kepler 452B“ ist ein Dokumentarfilm, aber sehr essayistisch und bewusst fragmentarisch angelegt. Man merkt, dass es seitens der Regie und auch für die Kameraarbeit mit den indirekten Aufnahmen der Obdachlosen ein klares Konzept vorab gab. Inwieweit warst Du als Editorin schon vorab eingebunden und Teil der konzeptionellen Ebene vor dem Dreh?

Der essayistische Aufbau und die Konzeption eines „Rauschs durch die Nacht“ war schon vorab klar und auch einer der Gründe, aus denen ich mich entschieden habe, den Film zu schneiden – weil ich das sehr interessant finde und sehr gerne mag, so zu arbeiten. Aber natürlich hat sich vieles nach dem Dreh anhand des Materials noch einmal stark verändert. Aber das Konzept von dem Rausch der Nacht, die Einbindung der Zuschauer als wären sie selbst dabei, das ist geblieben. Und auch, die Menschen als Menschen darzustellen und auch im Schnitt niemals jemanden auszustellen, das ist auch geblieben.

Welches Material hattest Du zur Verfügung?

Es gab gedrehtes Material aus verschiedenen Nächten auf Tour mit dem Kältebus – von den Busfahrern, aber auch die verdeckten Aufnahmen, das z.B. im Rückspiegel gedrehte Material. Dann gab es getrennt davon noch verschiedene gedrehte Interviews mit den obdachlosen Protagonisten und auch noch bis zu jeweils zwei Stunden Audiointerviews mit ihnen ohne Bild. Dazu noch die „Wischbilder“, also Übergangsbilder der nächtlichen Großstadtlichter.

Du hast neben der Metaerzählung rund um „Kepler 452B“ als mögliche Parallelwelt, die vor allem in Audioschnipseln als Radioberichterstattung präsent ist, drei ganz konkrete Ebenen miteinander verwoben, die als Säulen den Film tragen: Die Welt der Fahrer des Kältebus’, die Welt der Obdachlosen und die eingehenden Anrufe, in denen „besorgte Bürger“ sich melden. Wie hast Du aus diesen Ebenen und Fragmenten die Narration des Films destilliert, szenische Momente gebaut?

Da eine gute Balance zu finden ist tatsächlich sehr schwer gewesen. Zu entscheiden, wann man welche Säule erzählt, wie man den Wechsel gestaltet oder eine Kombination schafft, war eine echte Herausforderung. Ich habe dann irgendwann einfach mal geguckt, was es im Material gibt, zunehmend auch auf Protagonisten verzichtet, dann szenische Momente zu den verbleibenden gesucht. Oft war früh klar, welche Szenen uns wichtig sind, manchmal auch eine spezielle Kombination mit einem Anruf – etwa der Anruf, in dem das Wort „Penner“ verwendet wird und die Szene, in dem „nicht weinen“ im Dialog des Busfahrers mit dem Obdachlosen fällt. Die Fahrtsequenzen waren früher fertig, die Anrufer haben wir dann gegen Ende gezielt platziert. Über die Zeit hat sich durch das wiederholte gemeinsame Sehen alles zu einem Ganzen gefügt. Wir haben aber insgesamt noch sehr oft Anfang und Ende verändert.

Wenn man das jetzige Ende sieht, wirkt das ideal, die Busfahrer am Ende der Nacht bei einer Zigarettenpause, das Morgengrauen dazu – das wirkt eigentlich, als hätte das schon auf der Konzeptebene, die ja die eine Nacht als Ablauf vorsah, so angelegt worden sein können. Was hat es denn noch für Alternativen gegeben, gegen die Ihr Euch dann entschieden habt?

Es gab mehrere Bilder von Pausen, z.B. auch eine Fahrt auf ein Parkdeck hoch, auf dem dann die Pause stattfindet. Da war uns aber letztlich noch zu viel Leben drin. Die absolute Stille am Ende dieses Films, war uns einfach wichtig. Auch, damit die Zuschauer das noch mal auf sich wirken lassen können, reflektieren können, was sie gerade gesehen haben. Und dass man diese Stille trotzdem mit den Protagonisten zusammen erleben kann.

Du studierst an der Filmuniverstät Babelsberg Montage und hast schon ganz früh erste Sachen geschnitten, oder?

Das stimmt, ich hab schon mit 13 Jahren erste Dinge zusammengeschnitten, noch mit Sony Vegas oder Movie Maker, verschiedene Serien oder Filme zu kleinen Trailern geschnitten. Ich war fasziniert davon, wie viel Emotion man nur durch den Schnitt in Dinge reinpacken kann. Und wie sich vorgefertigte Filme verändern, wenn man sie ganz anders schneidet. Auch jetzt genieße ich das sehr: Man kann als Editorin ein bisschen Gott spielen, Zeit gestalten, Gefühl gestalten. Aber ich habe dieses Jahr auch gemerkt, dass ich Regie machen möchte – ich hatte mir das bisher nicht zugetraut. Zehn Jahre hab ich gebraucht zu verstehen, dass ich das auch machen möchte: Beim Langfilm eher in Entwicklerrichtung zu arbeiten, ein Drehbuch selbst zu schreiben und zu inszenieren. Schneiden werde ich natürlich auch weiterhin.

Interview: Kyra Scheurer

Nominierungen 2020

©  Anna Engelmann© Anna Engelmann

Sianne Gevatter

Nominiert für den The Edit Space Förderpreis Schnitt mit NACHT UEBER KEPLER 452B

Sianne Gevatter ist in Berlin geboren und fing an zu schneiden als sie 12 Jahre alt war. Sie studierte Screen Based Media an der Beuth Hochschule und arbeitete nebenbei als Schnittassistenz bei mehreren TV Produktionen. Ihr Schnitt ist inspiriert von ihrer zweiten Leidenschaft, dem Tanzen von Ballett und Contemporary. Zurzeit studiert sie Montage an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF.

Filmografie

2019Nacht Ueber Kepler 452b. Kurzdokumentarfilm. Ben Voit.

© Martin Monk© Martin Monk

Felix Kalaivanan

Nominiert für den The Edit Space Förderpreis Schnitt mit FAVORITEN

Felix Kalaivanan wurde 1993 in Feldkirch, Vorarlberg geboren. Nach diversen Tätigkeiten als Filmvorführer und beim Alpinale Kurzfilmfestival studierte er 2014 Drehbuch und Dramaturgie an der Filmakademie. 2016 begann er, zusätzlich Montage zu studieren. 2018 erhielt er den Anerkennungspreis beim Kulturpreis des Lands Vorarlberg in der Sparte Film. 2020 erhielt er das DramatikerInnenstipendium des Kinder- und Jugendtheaterfestivals Luaga & Losna für das Kindertheaterstückkonzept "Das Kind und der Tod".

Auswahlfilmografie (als Editor)

2020Sieben tote Hunde. Kurzdokumentarfilm. Max Fürst.
2020Magneten. Kurzspielfilm. Torsten Büsnig.
2019Favoriten. Kurzspielfilm. Martin Monk.

© Nadja Klier© Nadja Klier

Rain Kencana

Nominiert für den The Edit Space Förderpreis Schnitt mit ALI

Rain Kencana wurde in Jakarta, Indonesien geboren und kam im Alter von fünf Jahren nach Berlin. An der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF studierte sie Montage und arbeitet derzeit als Editorin für Werbefilme und alle narrativen Formate. Zusätzlich zu ihrer Arbeit als Editorin produziert sie leidenschaftlich gern eigene Tanzfilme, die auf verschiedenen Filmfestivals weltweit zu sehen sind.

Auswahlfilmografie (als Editorin)

2017Just Feel. Kurzfilm. Manuel Kappmeyer, Björn Swoboda.
2014Max Raabe - Live im Admiralspalast. Konzertaufzeichnung. Daniel Lwowski.
2013The Thing With Feathers. Kurzspielfilm. Jalaludin Trautmann, Miguel Angelo Pate, Rain Kencana.
2013Eternal Quest - Ein Blick. Musikvideo. Philip Haucke.
2012Funfactory. Kurzspielfilm. Chino Rubio.
2011Kool Savas - Nichts bleibt mehr. Musikvideo. Kolja Brandt.
2011Johannes Strate - Es tut mir weh. Musikvideo. Johannes Grebert.
2011Hüzün. Dokumentarfilm. Rain Kencana.
2011Haudegen - Zuhause. Musikvideo. Martin Carolus Zillmann.

© Duc Ngo Ngoc© Duc Ngo Ngoc

Patrick Richter

Nominiert für den The Edit Space Förderpreis Schnitt mit MARTIN KOHLSTEDT – STROM (CHAPTER II)

Patrick Richter arbeitet seit 2005 als Filmemacher mit Basis in Erfurt in den Bereichen Montage, Kamera und Regie. Außerdem arbeitete er als Kameramann, unter anderem mit Rosa von Praunheim (Männerfreundschaften, 2018) und Daniela König (Waterproof, 2019) zusammen. Während des Studiums an der Bauhaus-Universität Weimar gründete er seine Produktionsfirma Mauerfuchs Film, sowie 2013 mit vier weiteren Filmemachern das KAMMER11 Filmkollektiv.

Auswahlfilmografie (als Editor)

2020Die Isolation der Oma Lilo. Kurzdokumentarfilm. Christoph Eder, Patrick Richter. (Co-Schnitt)
2020Wem gehört mein Dorf? Dokumentarfilm. Christoph Eder.
2019Planet Pax. Kurzspielfilm. Clemens Beier.
2018-2020Martin Kohlstedt. Kurzdokumentarfilmserie. Patrick Richter.
2017Obst & Gemüse. Kurzspielfilm. Duc Ngo Ngoc.
2015Mr. Wood. Mittellanger Dokumentarfilm. Christoph Eder.
2014Umwege. Mittellanger Dokumentarfilm. Jessy Asmus.
2013Neununddreißig. Mittellanger Dokumentarfilm. Patrick Richter.
2012Gesandte ihrer Art. Kurzdokumentarfilm. Jessy Asmus, Patrick Richter.
2010Bettinas Job. Kurzdokumentarfilm. Patrick Richter.

© Raido Huberg© Raido Huberg

Madlen Sieghartsleitner

Nominiert für den The Edit Space Förderpreis Schnitt mit MOUNTAIN CAT

Nach ihrer Ausbildung zur Mediengestalterin (BA) war Madlen Sieghartsleitner mehrere Jahre als Editorin bei einer österreichischen Werbefilmproduktion beschäftigt. Da sie neue kreative Wege gehen und ihr Wissen über emotionales Storytelling im Film vertiefen wollte, absolvierte sie dann das internationale Masterprogramm Kino Eyes - The European Movie Master im Studiengang Filmschnitt (MA). Derzeit lebt und arbeitet sie in Wien.

Auswahlfilmografie (als Editorin)

2020il Vespista. Kurzfilm. Francesco Crivaro.
2020Mountain Cat. Kurzfilm. Lkhagvadulam Purev-Ochir.
2019Good Girl. Kurzfilm. Merja Maijanen.
2019Katabatik Fisherman. Mittellanger Film. Dean Radovanović.
2017Spin Off. Kurzfilm. Farid Salamé.
2016 Dahem. Kurzfilm. Hanno Mackowitz.

Vornominierungen 2020

Daniel Burkhardt für Semiotics of the City
Jeannine Compère für Die Schützin
Sianne Gevatter für Nacht Ueber Kepler 452b
Quirin Grimm für Tahariri
Elias Jutzet für Cru
Felix Kalaivanan für Favoriten
Rain Kencana für Ali
Natalie Kinscher für Thanks Giving
Florian Felix Koch für Phoenix
Alexander Peskador für Karneval der Kellner
Ayse Remmler für Maman
Patrick Richter für Martin Kohlstedt - Strom (Chapter II)
Madlen Sieghartsleitner für Mountain Cat

Archiv Preisträger*innen

Jessica Rudolph (2019) für Peng!
Florian Pawliczek, Johannes Klais (2018) für Fasse dich kurz!
Maximilian Merth (2017) für Sara the Dancer
Anna Grenzfurthner (2016) für Wartezeit
Sebastian Mez (2015) für Substanz
Steffen Hand und Erik Schmitt (2014) für Nashorn im Galopp
Pablo Ben-Jakov (2013) für Good Soil
Kathrin Dietzel (2012) für Über rauhem Grund,
Rolf Hellat (2011) für I ovo je Beograd
Stefanie Brockhaus (2010) für Das Kind in mir
Szilvia Ruszev (2009) für Wagah
Tobias Suhm (2008) für Escape
Rudi Zieglmeier (2007) für Bildfenster/Fensterbilder
Wolfgang Weigl (2006) für Fair Trade
Marty Schenk (2005) für Leroy räumt auf

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