INTERNATIONALES PROGRAMM
Gastlandabend Schweiz

Der Gastlandlandabend, der seit 2012 zum Festival gehört, findet auch 2020 als Präsenzveranstaltung mit Publikum statt. Dafür begrüßen wir bei uns als Gastland die Schweiz, die seit diesem Jahr auch zum ersten Mal im Langfilmbereich einreichberechtigt ist. Wir freuen uns sehr, den ssfv als neuen Partner bei uns willkommen zu heißen und dies auch gleich gebührend mit einem Blick auf das Filmschaffen des Landes zu feiern. Editorin Tania Stöcklin präsentiert den von ihr montierten Dokumentarfilm Das Summen der Insekten (The Sound of Insects), der 2009 den Europäischen Filmpreis gewann. Das an wahre Begebenheiten angelehnte filmische Tagebuch eines Mannes, der sich im Wald zu Tode hungert, ist radikal impressionistisch und assoziativ umgesetzt. Nach der Vorführung folgt ein Werkstattgespräch.
Samstag, 24.10. | ab 20 Uhr | Filmforum NRW im Museum Ludwig
Das Summen der Insekten
CH 2009, 87 Minuten, Regie: Peter Liechti
Dt. OF mit eng. UT
Anschließendes Filmgespräch mit Editorin Tania Stöcklin
Grußwort: Annette Brütsch, Berufsgruppe Schnitt des Schweizer Syndikat Film und Video (SSFV)
Moderation: Dietmar Kraus
International Panel

Welcome to Chechnya: Wie ein Dokumentarfilm durch Deepfake-Technologie seine Protagonisten schützt
Sogenannte „Deepfakes“– digital manipulierte oder künstlich erzeugte Gesichter und Stimmen, die täuschend echt erscheinen – sind seit ein paar Jahren in aller Munde, wegen der bedrohlichen Rolle, die sie in naher Zukunft an der Propagandafront spielen werden. Enorme Fortschritte im Bereich der künstlichen neuronale Netze ermöglichen es schon heute, verstörend realistische Deepfakes zu generieren.
Jeder technologische Fortschritt birgt sowohl Gefahren als auch Chancen in sich – und die Chancen hat das Filmteam von Welcome to Chechnya ergriffen. Der Dokumentarfilm, der 2020 bei der Berlinale den Panorama-Publikumspreis gewann, handelt von der systematischen Verfolgung, Folter und Ermordung von Homosexuellen und Transgender-Menschen im heutigen Tschetschenien – sowohl durch den Staat als auch durch fanatische Familienangehörige. Der Film begleitet hautnah die Bemühungen von russischen LGBTQI-Aktivist*innen, den Opfern und Gefährdeten zur Flucht nach Moskau zu verhelfen, um anschließend ihre Ausreise in ein sicheres Asylland zu organisieren.
Es bestand die Notwendigkeit, die Identität fast aller Protagonisten des Films zu verbergen, weil ihnen selbst im vermeintlich sicheren Ausland Gefahr droht. In einem Prozess, der sich ein ganzes Jahr hinzog, entwickelte der VFX-Spezialist Ryan Laney eine Methode, die er als „face veil“(Gesichtsschleier) bezeichnet: Mit Hilfe von Freiwilligen, die ihr eigenes Gesicht als Ersatz anboten, wurden die Gesichtszüge der Protagonisten digital ausgetauscht – egal wie wechselhaft das Ausgangsmaterial in Sachen Qualität, Bewegung und Lichtverhältnissen war. Diese Pionierleistung von Welcome to Chechnya hat gegenüber anderen Verfremdungs- und Kaschierungsmethoden den deutlichen Vorteil, dass die Emotionen der Protagonisten für den Zuschauer unmittelbar spürbar bleiben.
Das Panel widmet sich der Montage und Endfertigung dieses bahnbrechenden Dokumentarfilms mit drei Gästen: Neben VFX-Supervisor Ryan Laney sind auch die Produzentin Alice Henty, der Postproduktions-Supervisor Maxwell Anderson und der Filmeditor Tyler H. Walk dabei, der für Welcome to Chechnya beim diesjährigen Sundance Festival einen Schnittpreis gewann. Moderator ist Dietmar Kraus.

Aufgrund von Corona wurde das Panel vor dem Festival aufgezeichnet und war vom 23. – 30. Oktober unter https://edimotion.onlinefilmfestival.de für Akkreditierte und Einzelkartenkäufer*innen zugänglich. Das Panel ist in englischer Sprache.Länge: 90 Min.
International Film Editors Forum

Auf vielfachen Wunsch hin entwickelte Filmplus 2018 ein neues Veranstaltungsformat für internationale Editor*innen: Beim International Film Editors Forum trafen sich 2018 erstmals 32 Editor*innen aus 16 Ländern im Rahmen eines Workshops im World Café-Format, um sich zu vernetzen und den kreativen Raum für die Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten und Herausforderungen des Berufsstandes zu nutzen. 2019 wurde diese Veranstaltung fortgesetzt, nun mit 40 Editor*innen aus 16 Ländern. Besonders erfreulich: Es konnte ein erstes Ergebnis des IFEF 2018 präsentiert werden, die Gründung des internationalen Dachverbands der Editor*innen TEMPO fand im Rahmen des Festivals statt.
So hätte es prima weitergehen können – wenn nicht die weltweite Pandemie eine Anreise so vieler ausländischer Gäste unrealistisch gemacht hätte. Doch auch wenn es in den vergangenen Jahren insbesondere die persönlichen Begegnungen waren, welche die Veranstaltung so wertvoll machte, werden wir das bisherige World-Café Tagungsformat in eine Online-Variante übertragen, welches noch mehr Ländern die Teilnahme ermöglichen wird. Dafür besteht allerdings pro Land eine Beschränkung auf zwei bis maximal drei Personen.
Das zentrale Thema des diesjährigen IFEF liegt auf der Hand, denn Corona hat die Arbeitsrealitäten von Filmeditor*innen auf der ganzen Welt beeinflusst, und wird wahrscheinlich auch langfristig nachwirken:
»The new normal: Editing in a COVID world«
Moderiert wird das IFEF durch Christine von Fragstein. Anmeldungen sind bis zum 12. Oktober an Kurator Dietmar Kraus zu richten.
International Film Editors Forum (IFEF)
Donnerstag, 22.10. | 17–21 Uhr | Online
The new normal: Editing in a COVID world (Die neue Normalität: Filmmontage in Zeiten von COVID)
Beschränkte Teilnehmerzahl, nur mit vorheriger Anmeldung
Moderation: Christine von Fragstein
In Kooperation mit TEMPO – Federation of Film Editors Associations